Frauenjournalismus: Anfänge im 18. Jahrhundert und politischer Journalismus im 19. Jahrhundert

Portrait von Vermeer van Delft, Jan: Schreibende Frau im 18 Jahrhundert

Schreibende Frauen sind keine Erfindung der Neuzeit. Schon immer gab es gebildete Frauen, die Schriften verfassten. Doch war die Zahl derer sehr überschaubar. Und journalistisch tätig waren Frauen lange Zeit auch nicht. Nicht nur, weil den meisten die Bildung fehlte. Ein Grund bestand auch darin, dass es nach Ansicht des, noch immer weitgehend männerdominierten gesellschaftlichen Meinungsbilds, nicht zur natürlichen Aufgabe der Frau gehörte, außerhalb des Hauses tätig zu sein. Schreibende Frauen mussten froh sein, wenn sie überhaupt einen Verleger fanden, der ihre Schriften veröffentlichte – von einer Bezahlung ganz zu schweigen. Erst im Zuge der verbesserten Mädchen- und Frauenbildung entwickelte sich im 18. Jahrhundert der Frauenjournalismus heraus.

Die Bandbreite der Frauenliteratur reichte von moralischen Schriften, bis hin zu häuslichen Ratgebern und Buchrezensionen. Politisch war dieser Journalismus noch lange nicht. Doch war es der Beginn der Zeit, in der Journalismus nicht mehr nur eine reine Männerdomäne ist. Es dauerte bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, bis sich auch wenige Frauen trauten, politische Artikel zu veröffentlichen. Häufig noch unter einem Pseudonym, aber der Anfang des politischen Frauenjournalismus war gemacht.

Frauen und Journalismus im 18. Jahrhundert

Die Basis für die Etablierung von schreibenden Frauen war ihre Lesefähigkeit. Im 18. Jahrhundert bestand die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland nach wie vor aus Analphabeten, dennoch nahm die Rate kontinuierlich ab. Konnten um 1700 nur ungefähr fünf Prozent der Menschen lesen, waren es 100 Jahre später bereits 25 Prozent. Die Fähigkeit zum Lesen verbreitete sich vor allem innerhalb des Bürgertums. Auffallend war damals die zunehmende Zahl lesender Frauen, wie Helga Brandes berichtet. Gleichzeitig expandierten sowohl der Buch- als auch der Zeitschriftenmarkt. Als Grund gibt Brandes die veränderten Inhalte in der Literatur an: Wo früher religiöse und lehrende Inhalte standen, kamen nun unterhaltsame Zeitschriften auf den Markt. Dazu entstand ein weibliches Lesepublikum, an das sich ab dieser Zeit viele Redakteure wandten. Das 18. Jahrhundert wurde literarisch geprägt durch die Journale, die sich etablierten. Vor allem die „Moralischen Wochenschriften“ und die „Frauenzimmer-Journale“ wurden für Frauen zum Eintrittstor in den Journalismus.

Bild eines kleinen Mädchens das schon schon in früher Jugend zur Hausfrau ausgebildet wird und ihren Teddy füttert
Schon als junge Mädchen wurden Frauen im 18. Jahrhundert auf ihre spätere Rolle als Hausfrau und Mutter vorbereitet | Foto: Internet Book Archive Images

Der beruflichen Emanzipation der Frauen im 18. Jahrhundert standen vor allem zwei Dinge im Weg: Zum einen die mangelhafte Bildung und zum anderen das verbreitete Bild ihrer sozialen und gesellschaftlichen Stellung. Für Frauen gab es keine höhere Bildung , wichtig war vor allem, dass sie die Charaktereigenschaften der Passivität, Häuslichkeit, Schamhaftigkeit und Emotionalität erfüllten. Die Aufgabenteilung zwischen Mann und Frau war klar geregelt. Die Pflichten der Frau lagen im Bereich des Haushalts und der Familie. Wollten sich Frauen anderweitig betätigen, waren Literatur und Publizistik die besten Möglichkeiten. Hier war den Frauen die Arbeit nicht durch den Ausschluss von einer Ausbildung generell verschlossen, denn auch für Männer gab es in diesen Bereichen nicht zwingend eine Lehre. Außerdem war die Frau als Poetin und Briefe schreibende Person schon ein gewohnter Anblick und diese Arbeit konnte sie leicht von zu Hause aus verrichten, wodurch sie ihre Hauptrolle als Hausfrau und Mutter nicht verlor.
Die „Moralischen Wochenschriften“ stellten die erste Chance für lesende Frauen dar, sich auch schriftstellerisch bzw. journalistisch zu betätigen. Doch aufgrund des eben erwähnten Frauenbildes war es umso wichtiger, dass sie nicht den Anschein machten, dass sie schrieben, um damit Geld zu verdienen. Deshalb erweckten Frauen lieber den Eindruck, das Schreiben als Zeitvertreib zu benutzen. nach oben ↑

Die „Moralischen Wochenschriften“

Titelblatt einer Moralischen Wochenschrift:
Titelblatt einer Moralischen Wochenschrift: „Die Discourse der Mahlern“

Diese Zeitschriftenart erschien in Deutschland ab den 20er Jahren des 18. Jahrhunderts und verbreitete sich schnell. Die ersten waren „Der Vernünftler“ (1713/1714) und die „Discourse der Mahlern“ (1721–1723). Angesprochen werden sollten vor allem Frauen, deren Bildung und Wissen verbessert werden sollten. Somit stellten diese Schriften die ersten Presseerzeugnisse in Deutschland dar, die von Männern herausgegeben wurden, sich aber bevorzugt an die lesenden Frauen der Bürgerschicht wandten. Die allgemein verbreitete gesellschaftliche Stellung der Frau und ihre Rollenerwartungen wurden nicht in Frage gestellt, jedoch ist der „emanzipatorisch-frauenfreundliche Ton“ der Wochenschriften klar erkennbar. Die Frau des höheren Bürgertums sollte gebildet und tugendhaft sein. Propagiert wurde vor allem eine „selbstdenkende“ Frau. Da die schulische Ausbildung der Mädchen recht spärlich ausfiel, waren die Artikel in den Wochenschriften sprachlich unkompliziert verfasst und dadurch auch für eher ungebildete Personen verständlich. In ihnen wurden auch Leseempfehlungen für Frauen veröffentlicht, um ihre Bildung durch das Lesen zu verbessern.

Der Erfolg der „Moralischen Wochenschriften“ war groß und es entstand ein „weibliches Lesepublikum“ . Die lesende Frau war nun keine sonderbare Erscheinung mehr, sondern wurde Teil der bürgerlichen Gesellschaft. Die Abonnentinnen wurden vermehrt dazu aufgefordert, selbst verfasste Beiträge einzuschicken, und so kam es im 18. Jahrhundert zu einer Entwicklung von lesenden Frauen über schriftstellerisch Tätigen hin zu journalistisch Tätigen. Helga Brandes hebt die Bedeutung der „Moralischen Wochenschriften“ hervor, die Intoleranz gegenüber literarisch tätigen Frauen verringert und somit deren weiteren literarischen und journalistischen Weg geebnet zu haben. Sie sieht in ihnen die „Wegbereiter der weiblichen Professionalisierung“ . Im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts erschienen endlich auch die ersten Zeitschriften unter Herausgeberinnen und Redakteurinnen. Die Artikel dieser Journale verfassten die Herausgeberinnen zum größten Teil selber, aber auch Fremdbeiträge wurden aufgenommen. Dabei ist nicht immer leicht zu unterscheiden, ob diese von den Herausgeberinnen selber verfasst und nur als fremder Beitrag ausgegeben wurden oder ob es sich tatsächlich um einen Artikel einer anderen Frau handelte. Am Anfang arbeiteten sie für sich alleine. Erst später gab es auch Projekte, hinter denen mehrere Frauen als Herausgeberinnen und Mitarbeiterinnen standen. Zu den ersten und berühmtesten gehören Marianne Ehrmann und Sophie von La Roche. La Roche arbeitete alleine an ihrer Zeitschrift, Ehrmann hingegen mit Mitarbeiterinnen zusammen.

Ulrike Weckel merkt an, dass sich im 18. Jahrhundert wohl keine Frau in Deutschland ihren Lebensunterhalt mit dem Schreiben verdiente. Das gelang aber auch den Männern kaum. Die Mehrheit arbeitete nebenbei noch in anderen Bereichen, zum Beispiel als Übersetzer, Rezensent und Zeitschriftenautor oder -herausgeber. Die erzielten Honorare sind weder bei den Männern noch bei den Frauen bekannt. Nach Tebbens Aussage schrieben vor allem alleinstehende und verwitwete Frauen ohne Familie, da es verpönt war für verheiratete Frauen, selber Geld zu verdienen. Ursula Becher beschreibt das Phänomen, dass sowohl ledige als auch verheiratete Leserinnen der Zeitschriften mit dem Schreiben begannen.
Ein weiteres Problem der weiblichen Schriftstellerinnen war ihre Abhängigkeit von ihnen zugewandten Verlegern oder auch Mentoren, die ihnen halfen, ihre Schriften zu veröffentlichen. Noch unbekannte Autorinnen mussten sich freuen, wenn ihre Beiträge überhaupt veröffentlicht wurden, ohne dass sie dafür bezahlt wurden. nach oben ↑

Sophie von La Roche

Familienbild von Sophie von La Roche
Familienportrait um 1773/74: von links: Sophie von La Roche, ihre Tochter Maximiliane und ihr Mann Peter Anton Brentano

Sophie von La Roche gehört zu den bekanntesten journalistisch und literarisch tätigen Frauen des 18. Jahrhundert. Brigitte Scherbacher-Posé betitelt sie als erste deutsche Journalistin, die als Verfasserin und Herausgeberin der ersten deutschen Frauenzeitschrift tätig war. Durch ihre Zeitschrift „Pomona für Teutschlands Töchter“ gelang ihr der Schritt in die finanzielle Unabhängigkeit.
Ihr Weg zum Journalismus ging, wie auch im 19. Jahrhundert noch typisch, über die Schriftstellerei. Vier Jahre nach ihrem ersten Roman  veröffentlichte sie in der von Johann Georg Jacobi und Wilhelm Heinse herausgegebenen Zeitschrift „Iris“ die „Freundschaftlichen Frauenzimmerbriefe“, die Scherbacher-Posé als die „Nahtstelle zwischen den literarischen und journalistischen Arbeiten“ von La Roche bezeichnet. Diese Briefe behandeln, in einen fiktionalen und romanhaften Rahmen eingebettet, gegenwärtige politische und soziale Gegenstände.
La Roche war unter den Zeitschriftenherausgebern eine beliebte Autorin. Neben den Beiträgen für die „Iris“ schrieb sie auch für den „Teutschen Merkur“.

Ihre Zeitschrift „Pomona“ erschien von 1782 bis 1784 monatlich mit einem Umfang von ungefähr 100 Seiten. Nahezu alle Beiträge wurden von La Roche verfasst, Fremdbeiträge wurden von ihr ausgewählt. Für diese Zeit außergewöhnlich ist ihre Offenheit gegenüber ihren Lesern, denen sie bekannte, dass sie diese Zeitschrift auch aus finanziellen Gründen herausgab. Über die Auflagenhöhe sind keine genauen Angaben möglich. Da La Roche jedoch schon zu ihrer Zeit zu den bekanntesten weiblichen Autorinnen gehörte, war ihre Zeitschrift wahrscheinlich nicht nur in ganz Deutschland erschienen, sondern auch in deutschsprachigen russischen Adelskreisen bekannt. Neumann führt an, dass 20 Buchhandlungen von Königsberg bis St. Petersburg ihre Zeitschrift verkauften.

Der Inhalt und Zweck der „Pomona“ orientierte sich an den „Moralischen Wochenschriften“. La Roches Anliegen betraf ebenso die Bildung ihrer Leserinnen auf eine „ansprechende und gesellige Weise“. Die Zeitschrift beinhaltete verschiedene Themen und Formen wie Briefe, Dialoge und Gedichte. Des Weiteren wurden den Leserinnen fremde Länder vorgestellt, literarische Gattungen aufgezeigt und Lektüreempfehlungen gegeben. Ein großer Unterschied zu den „Moralischen Wochenschriften“ betraf die Kommunikation mit den Lesern: La Roche hatte einen intensiven Kontakt zu ihren meist weiblichen Leserinnen, während dieser in den „Moralischen Wochenschriften“ nur inszeniert wurde. Helga Brandes stellt fest, dass diese reale Kommunikation eine Frühform von der „Briefkastenecke“, einem Merkmal der späteren Frauenzeitschriften, ist.

Für den schriftstellerischen Einstieg waren Zeitschriften eine Chance, auch wenn anfangs noch kein wirkliches Honorar gezahlt wurde. Aber mit der Zeit konnten sich die schreibenden Frauen in diesem Metier einen Namen machen. Für die Herausgeberinnen der Frauenjournale kamen im Laufe der Zeit Probleme hinzu. Immer mehr Menschen fingen an zu lesen, wodurch die Zeitschriften expandierten und sich die Produktion veränderte. Gab es am Anfang einen recht kleinen Kreis von Leserinnen, die sich meist untereinander kannten, musste jetzt für ein viel größeres und anonymes Publikum geschrieben werden. Die Zeitschriften mussten, um der Konkurrenz auf dem Markt gewachsen zu sein, origineller werden, sich mit Beiträgen berühmter Autorinnen schmücken und vielfältiger werden. Das war nur mit Hilfe von Mitarbeiterinnen zu stemmen, die jedoch bezahlt werden mussten.

Zwar stieg die Zahl schreibender Frauen weiter an, aber die Anzahl der Herausgeberinnen nahm deutlich ab. Der immer größer werdende Aufwand einer eigenen Zeitschrift ließ es nicht zu, die Arbeit nach wie vor als Nebenbeschäftigung gegenüber der Öffentlichkeit und vor allem gegenüber den Männern erscheinen zu lassen. Außerdem wurden die Frauenjournale gegen Ende des 18. Jahrhunderts immer unpopulärer. Das bedeutete aber nicht das Ende des Frauenjournalismus, der sich im 18. Jahrhundert zum ersten Mal etablierte. Die Frauen schrieben weiterhin Beiträge für verschiedene Periodika und ab der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es auch ein „Comeback“ der weiblichen Herausgeberinnen. Jedoch nicht mehr mit belehrenden Zeitschriften für Frauen, sondern mit politischen Frauenzeitschriften.

Politischer Frauenjournalismus im 19. Jahrhundert

Ein Gemälde alter Schreibutensilien mit Kerze und Schatulle
Alte Schreibutensilien | © Daniela Dirscherl / pixelio.de

Nachdem im ersten Teil  schreibende Frauen im 18. Jahrhundert vorgestellt wurden, widmet sich der folgende Abschnitt um den politischen Frauenjournalismus im 19. Jahrhundert. So gab es den Ruf nach Meinungs- und Pressefreiheit bereits in den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts. Doch bis zum 17. März 1848, an dem die Karlsbader Beschlüsse von 1819 aufgehoben wurden, blieben diese Forderungen unerfüllt und Verbote und Zensur behinderten die Entwicklung der Presselandschaft. Bis zu dieser Zeit waren schriftstellerisch und journalistisch tätige Frauen in der Minderheit.

Durch die Pariser Revolution 1830 gelangten deren Ideale zunehmend nach Deutschland und erreichten auch die Frauen. Im Zuge des Vormärzes in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts und der sich ausbreitenden liberalen Opposition gegen die Zensur, den Obrigkeitsstaat und die sozialen Unterschiede traten auch Frauen immer mehr in die Öffentlichkeit. Diese meldeten sich vor allem mithilfe von sozialkritischen Gedichten und Romanen zu Wort. Die Frauen behandelten in ihren Schriften folgende Schwerpunkte: Die mangelhafte Bildung der Frauen, die Ehe, die politische Teilhabe und mangelnde berufliche Absicherung.

Bildung und Berufe von Frauen im 18. und 19. Jahrhundert

Der Hintergrund für diese Forderungen war die extrem schlechte Bildung der Mädchen. Dazu gehörten Handarbeiten, Französisch, Musizieren und Tanzen. Dieser Umstand brachte die Frauen in eine ständige Abhängigkeit von ihren Ehemännern und – wenn sie unverheiratet oder verwitwet waren – von ihrer Familie. Im Bürgertum war eine arbeitende Frau sehr ungern gesehen. Katrin Straßer legt dar, dass diese die „Kreditwürdigkeit“ des Mannes in Zweifel zog und die Chancen einer ledigen Frau auf einen Ehemann stark verminderte.
Die wenigen berufstätigen Frauen aus der bürgerlichen Schicht arbeiteten in den typisch „weiblichen“ Berufen, d. h. sie übten vor allem ehrenamtliche Tätigkeiten im sozialen Bereich aus oder verdingten sich als Gouvernante. Aufgrund der fehlenden Ausbildung konnten sie keine klassischen bürgerlichen Berufe ausüben. Die schreibende Frau wurde soweit akzeptiert, wie sich diese Tätigkeit gut mit ihren primären Aufgaben im Haus und der Familie vereinbaren ließ. Seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts nahm jedoch die Zahl der schriftstellerisch tätigen Frauen zu, welche dies als Beruf ausübten und ihr eigenes Einkommen damit verdienten.
Während des Vormärzes und vor allem während der Revolution vermehrte sich die Zahl journalistisch tätiger Frauen weiter. Doch sie traten nicht nur durch die Presse in die Öffentlichkeit: Die Frauen nahmen aktiv am Revolutionsgeschehen teil. Sie gründeten Frauenclubs, gingen bei Demonstrationen mit, besuchten die Volksversammlungen, halfen beim Barrikadenbau oder kämpften auch auf diesen, wie aus Berlin, Dresden, Wien und Rastatt bekannt ist.
Sie traten mit ihren Schriften für ihr Geschlecht ein. Zum ersten Mal gaben Frauen politische Zeitungen heraus, in denen sie Kommentare zur Politik verfassten und sich mit der Ungleichheit zwischen der sozialen Stellung von Männern und Frauen auseinandersetzten. Es waren Zeitschriften von selbst betroffenen Frauen, die für mehr Anerkennung und Gleichberechtigung kämpften.
Hier sollen die drei ersten politischen Frauenzeitungen und ihre Herausgeberinnen kurz vorgestellt werden. Die „Frauen-Zeitung“ von Louise Otto-Peters, die kurz nach der „Sozialen Reform“ von Louise Dittmar erschien, wird in einem gesonderten Kapitel eingehend untersucht. nach oben ↑

Mathilda Franziska Anneke

Portraitmalerei von Mathilde Franziska Anneke um 1840 mit geflochtenen Zöpfen
Mathilde Franziska Anneke um 1840

Mathilda Franziska Anneke war die erste Frau, die eine politische Frauenzeitschrift herausgab. Die erste Ausgabe ihrer „Frauen-Zeitung“ erschien am 27. September 1848. Die Zeitschrift kann eher als eine Fortsetzung der „Neuen Kölnischen Zeitung“ gesehen werden, die sie, bis zur Inhaftierung ihres Mannes aus politischen Gründen, mit ihm zusammen herausgab. Die „Frauen-Zeitung“ umfasste vier Seiten auf denen neben Artikeln, die der Belehrung und Aufklärung dienten, auch die Tagespolitik behandelt wurde. Aufgrund der belehrenden und aufklärerischen Themen ähnelt die Zeitschrift noch sehr den „Moralischen Wochenschriften“ aus dem 18. Jahrhundert. Die politische Richtung war radikal-demokratisch. Somit dauerte es nicht lang, bis die Zensur das Ende der Zeitschrift verursachte. Schon die dritte Ausgabe wurde beschlagnahmt und die Zeitschrift verboten. Die Frauen-Zeitung war keine direkt an Frauen gerichtete Zeitschrift. Die Forschung ist sich einig, dass es sich bei ihr, vor allem inhaltlich, um eine Fortsetzung der verbotenen „Neuen Kölnischen Zeitung“ handelte.
Anneke war bereits einmal geschieden und aktiv an den Revolutionsaufständen in Deutschland beteiligt. Sie wird der frühkommunistischen Bewegung zugeteilt und unterhielt Kontakt zu Karl Marx. Aus diesem Grund musste sie aus Deutschland fliehen: Sie ging in die Vereinigten Staaten und wurde dort eine berühmte Vorkämpferin der amerikanischen Frauenbewegung. nach oben ↑

Louise Aston

Holzstich von Louise Aston mit kurzen Haaren in der Mitte des 19. Jahrhunderts
Louise Aston um die Mitte des 19. Jahrhunderts

Louise Aston wurde im Dezember 1848 aus Berlin ausgewiesen und offiziell als „staatsgefährdende Person“ bezeichnet. Gründe waren ihre heftige Kritik gegen den Oberbefehlshaber der Berliner Belagerungsgruppe, General Friedrich von Wrangel, und eine Berichterstattung über den Feldzug in Schleswig-Holstein. Diese Artikel hatten auch das Verbot ihrer Zeitschrift „Der Freischärler. Für Kunst und sociales Leben“ zur Folge, die nur sechs Mal erscheinen konnte.
Der „Freischärler“ erschien vom 1. November 1848 bis zum 16. Dezember 1848 wöchentlich. Er beinhaltete Gedichte, Theaterkritiken, Berichte aus der Nationalversammlung und Kommentare zur Tagespolitik. Dabei kritisierte Aston offen die fortschrittlichen Männer und die Staatsordnung: Sie gilt als radikale Demokratin der äußersten Linken. Aston kämpfte nicht nur durch ihre Zeitung für die Sache der Demokratie, sie nahm auch als Freischärlerin am deutsch-dänischen Krieg teil. Nachdem die Revolution von der Staatsgewalt beendet wurde, zog sie sich literarisch und publizistisch vollkommen zurück.
Auch der „Freischärler“ war keine speziell für Frauen veröffentlichte Zeitschrift. Der primäre Inhalt betraf die Tagespolitik, die Frauenfrage tauchte zwar in Gedichten und Artikeln auf, spielte aber keine übergeordnete Rolle. nach oben ↑

Louise Dittmar

Ab Januar 1849 erschien monatlich die „Soziale Reform“ von Louise Dittmar, jedoch auch nur innerhalb einer recht kurzen Zeit von Januar bis April 1849. Warum die „Soziale Reform“ eingestellt wurde, ist nicht bekannt. Es gibt keine Hinweise, dass sie verboten wurde Ulla Wischermann sieht als mögliche Gründe die in der Zeitschrift formulierte Kritik am Patriarchat und den radikalen Ton der Artikel. Auch Dittmar wird, wie Louise Aston, zum Kreis der äußersten Linken gerechnet.
Dittmar wuchs in einer liberal-demokratisch gesinnten Familie auf. In ihrer Zeitschrift verurteilte sie die Unmündigkeit der Frauen. Bei den Freiheits- und Unabhängigkeitsgedanken dieser Zeit seien die Frauen vergessen worden. Andere von ihr behandelte Themen waren die Monarchie, das Wesen der Ehe, die politischen Entwicklungen sowie Kirche und Staat. Unterstützt wurde sie dabei unter anderem von ihrem Verleger Otto Wigand in Leipzig, Julius und Karl Fröbel, die für ihre Zeitschrift Artikel verfassten, und Louise Otto-Peters, mit der sie Kontakt hielt. Nach dem Ende ihrer Zeitschrift zog auch Dittmar sich komplett aus der Öffentlichkeit zurück.

Literatur und Auswahlbibliografie:
  • Berbig Roland, Lauster Martina, Parr Rolf: Zeitdiskurse. Reflexionen zum 19. und 20. Jahrhundert als Festschrift für Wulf Wülfing, Heidelberg 2004
  • Bödeker Hans Erich: Lesekulturen im 18. Jahrhundert, Hamburg 1992
  • Brinker-Gabler Gisela (Hrsg.): Deutsche Literatur von Frauen. Erster Band vom Mittelalter bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, München 1988
  • Möhrmann, Renate: Die andere Frau. Emanzipationsansätze deutscher Schriftstellerinnen im Vorfeld der Achtundvierziger-Revolution, Stuttgart 1977.
  • Neumann, Helga: Zwischen Emanzipation und Anpassung. Protagonistinnen des deutschen Zeitschriftenwesens im ausgehenden 18. Jahrhundert (1779-1795), Würzburg 1999.
  • Tebben Karin (Hrsg.): Beruf: Schriftstellerin. Schreibende Frauen im 18. und 19. Jahrhundert.
  • Weckel, Ulrike: Zwischen Häuslichkeit und Öffentlichkeit. Die ersten deutschen Frauenzeitschriften im späten 18. Jahrhundert und ihr Publikum, Tübingen 1998
  • Brinker-Gabler Gisela (Hrsg.): Deutsche Literatur von Frauen. Zweiter Band, 19. und 20. Jahrhundert, München 1988.
  • Geiger, Ruth-Esther Weigel, Sigrid: Sind das noch Damen? Vom gelehrten Frauenzimmer-Journal zum feministischen Journalismus, München 1981.
  • Gerhardt, Ute: Unerhört. Die Geschichte der deutschen Frauenbewegung, Reinbek bei Hamburg, 1992.
  • Möhrmann, Renate: Die andere Frau. Emanzipationsansätze deutscher Schriftstellerinnen im Vorfeld der Achtundvierziger-Revolution, Stuttgart 1977.
  • Ulla Wischermann: „Das Himmelskind, die Freiheit- wir ziehen sie gross zu Haus“. In: Claudia Opitz , Elke Kleinau (Hrsg.): Geschichte der Mädchen- und Frauenbildung: Bd.2: Vom Vormärz bis zur Gegenwart, Frankfurt am Main 1996, S. 35-50.
  • Ulla Wischermann: Die Presse der deutschen Frauenbewegung 1848-1918. Anregungen zur Erforschung einer fast vergessenen Öffentlichkeit. In: Elger Blühm, Hartwig Gebhardt: Presse und Geschichte. Neue Beiträge zur historischen Kommunikationsforschung, München, London uvm., 1987, S. 349-363.
  • Ulla Wischermann: Frauenbewegung und Öffentlichkeit vor und während der deutschen Revolution von 1848. In: Kurt Imhof, Peter Schulz (Hrsg.) Kommunikation und Revolution, Zürich 1998, S. 57-74.