Die Entstehung des Staates Israel mit Vorgeschichte und Rolle des Zionismus

Im Nahen Osten wird es nur dann Frieden geben, wenn die Araber ihre Kinder mehr lieben als sie Israel hassen.

Golda Meir – frühere israelische Ministerpräsidentin

Der Nahostkonflikt: Ein blutiger Kampf um die Region Palästina seit Mitte des 20. Jahrhunderts mit acht Kriegen, unzähligen Toten und globalen Auswirkungen, die bis zu den Ereignissen des 11. Septembers reichen.

Aber was sind die historischen Ursachen für den Nahostkonflikt und wie kam es zum Kampf um Palästina? Dazu wird in diesem Beitrag der Ursprung des Zionismus, der israelischen Nationalbewegung, behandelt, samt Definition und Erläuterung des Begriffs. Wie kam es zu der Idee, einen Staat Israel zu gründen? Welche Vorgeschichte ging der israelischen Staatsgründung voraus?

Vorgeschichte des Staats Israels

Um 800 vor Christus wurde der Tempelberg Zion erbaut. Nachdem dieser um 586 vor Christus zerstört wurde, mussten die meisten Judäer ins Exil. Dieses Exil ist heute bekannt als das Babylonische Exil und dauerte bis 539 vor Christus. Zion wurde zum Synonym für den Wiederaufbau der Tempelstadt und die Hoffnung auf eine Heimkehr.

Trauernde Juden im Exil – Gemälde von Eduard-Bendemann aus dem 19. Jahrhundert

Um 722 und 586 vor Christus gingen das Nordreich Israels und das Südreich Juda unter und die Juden im Exil gründeten Gemeinden außerhalb ihres ursprünglichen Kernlandes Israel (Diaspora). Doch die Hoffnung der Juden auf eine Heimkehr blieb immer bestehen. Auch nach der Eroberung Babylons durch die Perser um 538 vor Christus kehrten die wenigstens Juden zurück. Die dort lebenden mussten sich immer wieder neuen Problemen stellen: 70 nach Christus zerstörten die Römer den zweiten Jerusalemer Tempel und viele Bewohner wurden nach Rom deportiert. Davor kam es immer wieder zu jüdischen Aufständen gegen die römischen Besatzer. Nach dem Bar-Kochba-Aufstand 135 nach Christus wurde es den Juden untersagt, sich in Jerusalem anzusiedeln. Außerdem wurde die Provinz Judäa in Syria Palaestina umbenannt. Aufgrund dieser Geschehnisse siedelten sich die meisten Juden außerhalb Palästinas an, aber ihre tiefe Verbundenheit zum biblisch gelobten Land und vor allem ihre Zionssehnsucht blieben bestehen

In der Spätantike und im Mittelalter lebten die Juden als geduldete Minderheiten in ihren vielen Diaspora-Gemeinden weltweit. Doch die Verbreitung des Christentums verschlechterte ihre Lebensbedingungen erheblich, sowohl in christlichen, als auch in muslimischen Ländern. 1096 wurden die verbliebenen Juden in Palästina im Zuge des Ersten Kreuzzuges nahezu ausgerottet. Diese Erlebnisse belebten die Zionssehnsucht immer wieder. Im 12. Jahrhundert verliehen die Juden dieser Sehnsucht immer Ausdruck: Zum Beispiel verfasste der Dichter Jehuda ha-Levi viele Zionslieder.

Als im Jahr 1492 Juden aus Spanien und Portugal vertrieben wurden, wanderten viele ins Osmanische Reich aus und siedelten sich in Palästina an. So bildete sich in Safed das neue theologische Zentrum des damaligen Judentums. Für die Juden wurde das Land Israel zum Mittelpunkt der Welt, dort wohne Gott und alle Völker könnten nur Erlösung finden, wenn die Juden in ihr geheiligtes Land Israel zurückkehrten. Im 17. Jahrhundert versuchten häufig größere Gruppen europäischer Juden nach Israel auszuwandern. Der Chassidismus, der um 1750 entstand, sah die Rückkehr der Juden nach Palästina als den Beginn der Erlösung an. Daher wanderten 1777 einige Tausend Juden nach Safed aus. Doch scheiterten ihre Ansiedlungsversuche, da die dort wechselnden Religionsherrscher den Juden das Leben mit Hilfe von hohen Steuern und Zöllen schwer machten. Die Zahl der jüdischen Bewohner in Palästina betrug um 1800 nur ungefähr 5000.

Zionismus: Definition und Entstehung als Nationalbewegung

Im Zuge des europäischen Nationalismus nahm auch der Zionismus als Nationalbewegung Gestalt an. Die Geschichte des jüdischen Volkes wurde durch diese Nationalbewegung radikal bestimmt. Vor allem nach dem Holocaust wurde der Zionismus zum Hoffnungssymbol auf ein Weiterleben. Doch die ersten konkreten Pläne für eine Rückkehrbewegung nach Palästina entwickelten sich Mitte des 19. Jahrhunderts. Vor allem nationale Konflikte auf dem Balkan und in den preußischen Ostgebieten führten zu dieser Idee. Es wurden eine Reihe von Schriftwerken verfasst, die die Juden aufforderten nach Palästina zurückzukehren (Jehuda Alkalai, oder der Posener Rabbiner Zwi Hirsch Kalischer). Den Juden wurde suggeriert, dass die Rettung der Juden nur in Palästina möglich wäre.

Zionismus: Definition

Das Wort Zionismus leitet sich ab von Zion, dem Tempelberg in Jerusalem. Der Zionismus ist eine politische Ideologie der Juden und gehört als politische Bewegung zum Nationalismus. Das Ziel ist die Errichtung und Bewahrung eines jüdischen Nationalstaats in Palästina. Der Wunsch und die Hoffnung auf eine Rückkehr der Juden nach Palästina bestehen bereits seit ihrer Vertreibung 586 v. Chr. Der politische Zionismus als nationale Bewegung aber gründete sich erst im Zuge der europäischen Nationalbewegungen im 19. Jahrhundert.

In Mittel- und Westeuropa hat sich seit der Französischen Revolution eine neue Definition der jüdischen Existenz angebahnt: nur auf Basis ihrer Religion. So sagte Fürst Clermont-Tonnerre: „Man gewähre den Juden alles als Individuen- nichts aber als Nation.“ Damit umschrieb er sehr konkret den „Emanzipationsvertrag“ der Juden in West- und Mitteleuropa: es war ihnen erlaubt beispielsweise französische oder italienische Bürger zu werden. Aber sie mussten alle nationalen Merkmale ablegen und durften sich nur durch ihre praktizierende Religion von den christlichen Mitbürgern unterscheiden. In Osteuropa interessierte die Integration der Juden die Staaten kaum: die Juden sprachen nach wie vor ihre eigene Sprache, hatten ihre eigene Erziehung, einen eigenen Kleidungsstil und vieles mehr. Genau aus diesen Gebieten, nämlich aus Posen und Ostpreußen, kamen die zwei wichtigsten zionistischen Schriften bevor Herzl die politische Bühne betrat.

Moses Heß und Leo Pinsker als Schlüsselfiguren des frühen Zionismus

„Selbstemanzipation der Juden als Nation“ – Moses Heß

Die eine Schrift wurde 1862 von Moses Heß verfasst und trägt den Titel „Rom und Jerusalem“. Die andere geht auf den russisch-jüdischen Arzt Leo Pinsker zurück. Sein Werk „Auto- Emancipation“ war geprägt von den russischen Pogromen. Diese begannen 1881 aufgrund der Ermordung des Zaren Alexander II. In seinem Werk erklärt Pinsker den Weg der Emanzipation der Juden als gescheitert an und fordert aus diesem Grund die Selbstemanzipation der Juden als Nation. Als Ort sah er nicht unbedingt Palästina vor, es gehe auch Argentinien. Nur müssten die Juden definitiv den europäischen Kontinent verlassen. Daraufhin verließen in den darauffolgenden 40 Jahren tatsächlich mehr als zwei Millionen russischer Juden Europa und gingen nach Nordamerika.

Für Moses Heß war für die meisten Juden die Zeit noch nicht gekommen, um ihr Land zu verlassen und sich in Palästina anzusiedeln. So bemühten sich beispielsweise die deutschen Juden immer noch um Integration. Für ihn lag das Problem nicht in der Religion der Juden. Vielmehr sei es in Deutschland eine Frage des Rassismus: Die Deutschen hassen weniger die Religion der Juden, als ihre Rasse, weniger ihren eigentümlichen Glauben, als ihre eigentümlichen Nasen (Rom und Jerusalem, S. 25).

Aber es war genau die Wiederentdeckung des Judentums bzw. die Definition des Judentums als Nationalität, die zur Grundlage und Antriebskraft für die spätere Begründung der zionistischen Bewegung wurde. Es war der vergebliche Kampf der europäischen Juden um Anerkennung und Integration in die Gesellschaft, die den Zionismus zur Nationalbewegung machte.

Der Zionismus als Teil der jüdischen Politisierung im Kontext des europäischen Nationalismus

Die zionistische Bewegung war Teil einer Politisierung des europäischen Judentums Ende des 19. Jahrhunderts. Juden lebten nicht mehr am Rande der Gesellschaft, es gründeten sich mittelständische städtische Gruppen, die sich zunehmend politisierten. Die jüdische Gesellschaft in Europa wandelte sich. Neben dem Zionismus entstanden noch andere politische Richtungen: der sozialistische Bund, die jüdische Autonomiebewegung und die Territorialisten. Daneben gab es noch weitere liberale Organisationen, die auf eine Integration der Juden als Staatsbürger mit jüdischem Glauben setzten. Im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts gründeten sich Organisationen, die sich gegen den Antisemitismus wehrten, aber auch die künftige Stellung der Juden in einer nicht-jüdischen Umwelt zum Thema hatten. Zu dieser Zeit politisierte sich der Zionismus.

1893 wurde der „Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens“ gegründet. Er wurde zur größten deutsch-jüdischen Organisation. Die Botschaft des Vereins erkennt man bereits in seinem Namen: die durch die Reichsgründung gleichberechtigten jüdischen Staatsbürger unterscheiden sich von ihren christlichen Mitmenschen ausschließlich in ihrer Religion.

Ob das Ziel nun Integration oder Auswanderung war: die europäischen Juden politisierten sich zum Ende des 19. Jahrhunderts zusehends. Wie dargestellt, gab es einige verschiedene politische Richtungen, darunter der Zionismus. Doch genau dieser setzte sich in den folgenden Jahrzehnten als einzige Partei durch.

Literatur und Auswahlbibliographie
  • Avineri Shlomo: Profile des Zionismus. Die geistigen Ursprünge des Staates Israel.
  • Michael Brenner: Geschichte des Zionismus
  • Carsten Schliwski: Geschichte des Staates Israel.
  • www.hagalil.com – Datum der letzten Einsichtnahme, Juni 2017
  • www.dbb-j.de – Datum der letzten Einsichtnahme, Juni 2017